Es gibt viele Neustadts - Aber nur eins an der Orla!

Freitag, den 22. Oktober 2010 um 21:13 Uhr
Drucken

Neustadt702_fhdr_2.jpg Das Reinheitsgebot für Bier kennt jeder, auch wenn nicht jeder weiß, dass das älteste bisher bekannte aus Thüringen stammt. Doch auch bei anderen Lebensmitteln gab es hier in Sachen Qualität kaum Kompromisse. Über 500 Jahre ist es her, dass in Neustadt streng auf die Qualität des verkauften Fleisches geachtet wird. Davon kann man sich noch heute überzeugen. Für Klaus Grund genug, sich einmal sehr interessiert umzusehen und seinen Braten dort zu kaufen.

Man muss schon genau wissen, wo man hin will, wenn man nach Neustadt will. Unbedacht ins Navi eigegeben, landet man schnell an der Donau, an der Aisch, an der Weinstraße, an der Naab, an der Saale, an der Dosse oder an der Ostsee. Oder in irgendeinem der zahlreichen anderen Neustadts. Doch Klaus Ziel liegt an der Orla. Und damit ist Neustadt wieder einmalig. Genau wie mit den erhaltenen Fleischbänken. Sie waren der zentrale Marktplatz für Fleisch in der mittelalterlichen Stadt. Von den Zünften eingesetzte Aufseher wachten hier über die Einhaltung der Qualitäts- und Hygiene-Standards. In fast allen größeren Städten in Mitteleuropa gab es solche Einrichtungen. Die meisten überstanden allerdings die letzten Kriege oder Stadtumbauten nicht. Als Klaus nach Neustadt kam, beschloss er, sich die Stadt zunächst von oben anzusehen und auf den Bismarck-Tum zu steigen. Ein schwarzer Vogel versuchte Klaus Aufmerksamkeit zu gewinnen. Auf die eher rhetorisch gemeinte Frage, was das soll, antwortete der Vogel, der wie ein kleiner Rabe aussah, sogar. Klaus war überrascht, hier auf sprechende Vögel zu treffen. "Früher", sagte der Vogel, der sich als Dohle präzisierte, "gab es viele von uns Dohlen hier in Neustadt. Wir haben den Gästen unsere Stadt gezeigt und manchen Streich mit ihnen gespielt. Doch irgendwann wurden die Neustädter von den Fremden ausgelacht wegen uns sprechender Vögel. Sie meinten, jeder Neustädter hätte einen Vogel. Und jeder Vogel sei schlauer als sein Besitzer. Natürlich stimmt das nicht. Doch um dem Gerede zu entgehen, beschlossen die Neustädter, uns von da an zu verstecken. Seitdem zeigen wir uns nur noch sehr selten oder nur im Dunkeln oder solchen Gestalten wie dich, jedenfalls keinen Menschen von außerhalb mehr. Doch wenn man genau hinsieht, haben die Neustädter an interessanten Plätzen der Stadt Erinnerungen an uns angebracht." Klaus war beeindruckt von der Geschichte und glaubte sie sofort, schließlich hat er noch nie einen Vogel sprechen hören. Naja, jedenfalls nichts Sinnvolles. Er ließ sich von dem Vogel nun endlich auch die Fleischbänke fachmännisch erklären. Fleich bekam er hier zwar keins, doch hat er viel Interessantes erfahren. Auch andere Sehenswürdigkeiten wie den Cranach-Altar, die Kloster-Kirche oder das Lutherhaus hatte der Vogel im Programm. Zum Schluss empfahl die Dohle Klaus noch eine gute Gaststätte und versuchte einen Kalauer an den Mann zu bringen, worauf sie schon lange gewartet hatte: "Für dich kommt eigentlich nur die KLAUSe in Frage." "Haha...Wasn Scherzkeks!" Doch gab es tatsächlich eine Klause in der Altstatdt. Und das Angebot an Gerichten mit Thüringer Klößen ist nicht zu verachten! Nach dem Essen wollte er noch einmal in die Touristinformation um zu erfahren, was der Vogel möglicherweise vergessen hat. Doch leider war niemand da. Sein Wissen beschloss Klaus, sinnvoll anzuwenden und an Besucher weiterzugeben. Er machte sich auf der Theke breit. Was die Leute wohl sagen werden, wenn sprechende Klöße sie durch Neustadt führen? Neustadt701_fhdr_1.jpg Neustadt700.JPG