Sim`mer da in Sömmerda? Klaus Suche nach dem PC 1715

Freitag, den 05. April 2013 um 16:41 Uhr
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SOM_2.jpg Klaus Amiga hält den Anforderungen eines modernen PCs immer weniger Stand. Der Gang ins Internet gestaltet sich abenteuerlich. Eine alte Bekannte gab ihm daher neulich den Tipp, sich doch mal in Sömmerda umzusehen. Ihr PC 1715, der Marke Robotron, den sie sich einst dort kaufte, funktioniere immernoch fabelhaft. Klaus begab sich auf die Suche ..

Obwohl Klaus einen dicken Pelz hat, fror er ganz schrecklich, als er sich der Stadt mit seinem Schlauchboot auf der Unstrut näherte. Ständig murmelte er vor sich hin: „Wann sim`mer da in Sömmerda?“ und erst als er das Rauschen des Unstrutwehres hörte, konnte er wieder lächeln. Nach einem kurzen Trip durch den Wildwasserkanal war er wieder ganz der Alte und wusste nun auch, weshalb der Name „Sömmerda“ - wohl abgeleitet von Sump (Sumpf) und mer (Moor) - sumpfiger, feuchter Ort bedeutet. Auf seinem Weg in die Stadt traf Klaus auf einen Jäger, der stolz darauf war, dass hier einst ein neuartiges Zündnadelgewehr von einem Mann namens Johann Nicolaus Dreyse erfunden worden war. Dreyse hätte wohl nie damit gerechnet, dass seine Erfindung der Grundstein für einen der größten Waffenindustriestandorte werden würde. Von einem PC 1715 hatte er allerdings noch nie gehört. Klaus suchte weiter und stieß auf eines der ältestesten erhaltenen Bauwerke der Stadt – das „Erfurter Tor“. Hier, erzählten ihm Passanten, habe einst ein Stadtwächter drin gewohnt, der das Stadttor abends fest verschloss. Wer zu spät erschien, der musste Einlassgeld zahlen oder draußen bleiben. Klaus dachte sich dabei: „Wieso diese alte Tradition nicht wiederbeleben? Der Stadthaushalt wird es danken.“ Er wollte seinen Vorschlag gleich im Rathaus vortragen, doch soweit kam es nicht. Denn Klaus suchte und suchte, aber niemand konnte ihm bei seiner Suche nach dem PC 1715 weiterhelfen. Erst schickte man ihn zum hübschen Pfarrhaus, dann zum Dreyse-Museum, schließlich zu einem der ältesten Häuser der Stadt, dem Salzmannhaus. Hier so erfuhr Klaus, verbrachte einst der Pfarrer und Pädagoge Christian Gotthilf Salzmann seine glückliche Kindheit. Und weil die so schön war, machte er sie schließlich 1784 in Form einer Erziehungsanstalt in Schnepfenthal nahe Gotha zum Exportschlager. Einen PC 1715 gäbe es im Salzmannhaus allerdings nicht. Auch auf der Stadtparkbrücke und im angrenzenden Stadtpark wurde bisher kein solcher gesichtet, bestätigten ihm die Sömmerdaer. Klaus letzter Ausweg: die Tourist-Information. Und dort fand er schließlich die Antwort. Die nette Frau Beneckenstein klärte ihn nämlich auf, dass der PC 1715 im ehemaligen VEB Robotron-Büromaschinenwerk gebaut worden sei - einst einer der größten Hersteller von Computertechnik in der ehemaligen DDR. Allerdings ist fast nichts mehr von dem Werk mit seinen 13.000 Mitarbeitern übrig, die dort neben Computern und Druckern allerlei elektronisches Gerät fertigten. Im Schaudepot sind heute 139 Ausstellungsstücke zu sehen; eventuell ist der PC 1715 auch dabei. Klaus war enttäuscht und fing nun an zu heulen. Schnell versuchten die Damen Klaus zu trösten, aber erst als sie ihm einen warmen Vitrinenplatz anboten, an dem er solange bleiben konnte, wie er wollte, beruhigte er sich wieder. Kurz darauf hatte Klaus alles vergessen und nach Salzmann und Dreyse hat Sömmerda nun eine weitere Berühmtheit .. nämlich Klaus. Und der rät allen, die traditionsreiche Stadt Sömmerda zu besuchen. Wer weiß, vielleicht findet jemand bei seinem Besuch auch den PC 1715, Marke Robotron. SOM_9.jpg SOM_6.jpg SOM_1.jpg SOM_7.jpg SOM_4.jpg SOM_5.jpg SOM_3.jpg SOM_10.jpg